GER000

Deutschland ist raus aus der WM. Echt. Ich schwör’s. Hab’s mit eigenen Augen gesehen. Der Freistoßtreffer von Kroos war nicht der letzte Akt in einem Gruppenspiel, mit dem das Team noch mit dem Lokusdeckel in der Hand in die Finalrunde eingezogen ist, auch wenn es sich irgendwie so angefühlt hat. Aber in der Vorrunde war Schluss. Letzter in der Gruppe. Finis. Good-bye. The end. Arrivederci. Sayonara. See ya later, alligator.

Das musste doch irgendwie mal gesagt werden, damit’s auch der letzte noch glaubt. Denn die Verzweiflung ist groß. Erst klammerte man sich mit wachsender Verzweiflung an den letzten verbleibenden (sichtbaren – VARs zählen nicht, denn wir hassen den Videobeweis und können unmöglich zugeben, dass er, zumindest bei diesem Turnier, doch ganz gut funktioniert) Deutschen im Turnier, Dr. Felix Brych. Er ist Schiedsrichter. Und da wir Deutschen im Regeln-Einhalten ja natürlich Weltmeister sind, hätte er es mindestens bis ins Finale schaffen müssen, wo er dann auch noch 6 Tore erzielt hat, aus Neutralitätsgründen natürlich für jede Mannschaft drei. Man konnte ihn aber nicht zum Torschützenkönig krönen, denn der Schiedsrichter ist ja bekanntlich Luft.

Doch halt. Moment. Was ist da los? Dr. Felix Brych fielen schon beim ersten Einsatz die Zacken aus besagter Krone, denn er wurde nicht ordentlich angesprochen. Wo war sein Titel abgeblieben? Der Mann ist Jurist, da ist so ein Doktortitel doch nicht irrelevant, wenn’s um’s schiedsrichtern geht!!!

Man hätte es da schon vorhersehen müssen. Er wurde wegen durchschnittlicher Leistung für kein weiteres Spiel nominiert und musste frühzeitig die Heimreise antreten. Klar, ich weiß, andere extrem unterdurchschnittliche Referees durften munter weiter pfeifen. Mr. „Ich such noch meine Autorität, spielt ihr inzwischen mal weiter“ Geiger zum Beispiel. Klar, Geiger ist eine Flasche und sollte sich einfach in seiner Ronaldo-Bettwäsche einen ruhigen Abend machen. Aber es bleibt Tatsache. Brych ist raus. Kann eben immer nur einen Schiri pro Partie geben, es sind nicht mehr so viele Spiele übrig, und andere waren – SCHOCK!!! – auch ganz gut. Doch es wird klar, dass er in der Tat die letzte Hoffnung für Fußballdeutschland darstellte. Und ein Paradebeispiel bietet für die Arroganz selbigen Landes obendrein. Nicht nur die Süddeutsche wittert ein Komplott. http://www.sueddeutsche.de/sport/brych-schiedsrichter-wm-1.4042336

Im Spiel Schweden gegen England wurde er gleich mehrfach vom Kommentator erwähnt. So mehrfach, dass ich direkt ein paar Mal näher an den Flachbildschirm heranrückte, um zu sehen, ob er nicht doch irgendwo auf dem Platz ist. Mehrfacher vielleicht, als der ausgezeichnete Niederländer Björn Kuipers. Aber es ging gar nicht darum, dass dem guten Tom Bartels sein Felix fehlte. Sei Problem war viel mehr, dass er keinen Deutschen auf dem Spielfeld sah.

Aber da war kein Dr. Felix Brych, ich hab echt genau nachgesehen. Das hat wohl auch Tom Bartels irgendwann spitzgekriegt und im verzweifelten Versuch, bei dieser Endrunde noch irgend etwas Deutsches zu finden, no matter what, war er sich doch nicht zu schade, auf das blödeste Klischee zurückzugreifen, das einem dabei einfallen kann. Die – angeblich neu gefundene – Disziplin, die Southgate seinen englischen Spielern beigebracht hat. Die haben er und sein Team nämlich, wie „so viele andere Dinge“ (ich zitiere zitternd) von den Deutschen gelernt. Nicht zu fassen.

Leute, wir sind raus. Echt jetzt. Oh, das hab ich ja schon mal gesagt. Na ja. Manche begreifen es eben einfach nie.

ISLCRO

Einwurfsson und seine Kollegen robben sich langsam ans kroatische Tor, dass sehe ich auch ohne HD auf ONE. Aber warum erzählt mir jetzt jemand was über Rugby? Na ja, zumindest ersparen die mir so Katrin Müller-Hohenschleim. Aber nach der Halbzeit will ich Wikingertore sehen! Von Einthorsson oder Zweithorsson, aber ich nehm auch eins von Dreithorsson.

Hand vs. Gesicht

Was soll das eigentlich dauernd, dass man dem Gegenspieler ständig die Hand ins Gesicht haut? Und warum bitte wird sowas nicht zum Anlass genommen, den Videoschiri zu bemühen? Das grenzt teilweise an Körperverletzung. Und, nein, ich meine nicht den ausgefahrenen Ellbogen beim Hochspringen. Das lässt sich meiner Ansicht nach kaum vermeiden. Aber mit dem Arm nach hinten auszuschlagen, wo der Gegner steht, das ist böse. Und hab ich jetzt schon viel zu oft gesehen.

Bruda hau ihn ins Eck!

Zugegeben, 94 Minuten lang war ich dem Herzinfarkt nahe. 15 Minuten Anfangs-Drangphase, dann teilweise quälende Verkrampftheit, haarsträubende Abspielfehler, das Klopp’sche Diktum vom „ihr müsst mehr Spaß am Gewinnen haben als Angst vorm Verlieren“ auf den Kopf gestellt. Verpasste Großchancen (siehe älteren Blogbeitrag, das scheint das Motto der WM 2018 zu sein). Ordentlich Blut auf dem Platz verteilt. Gelb-Rot für einen von Deutschlands besten Spielern, der bitter fehlen wird gegen Südkorea. Ein brachialer Pfostenknaller. Als No-Go-Gomez ins Spiel kam war ich sicher, jetzt ist es vorbei. Hätte ich mir nicht schon bei seiner Einwechslung vorsorglich ein Trostbier aufgemacht, hätte ich ihn spätestens an seinem patentierten Move „Ich dreh mich mal im Strafraum um die eigene Achse und schlag nach dem Ball, der aber ganz woanders ist“ erkannt. Getippt hatte ich 1:1 und hab mich trotzdem aufgeregt, als wäre ich es, deren Altersbezüge auf dem Spiel standen, und nicht Jogi. Dessen Frisur zeigte, was in uns allen vorging – fortgeschrittenes Aufgelöstsein (oder im Hotelbadezimmer, brillenlos, statt dem Schampoo die Seife erwischt, passiert uns allen mal). Aber als Toni Kroos in der 95. Minute zum Freistoß ging, war ich plötzlich völlig ruhig. Weil, das hier:

Der kann das, wusste ich. Der weiß, wie das geht. Der hat’s schon mal gemacht. Andere Ecke, aber eindeutig: das haben die Brüder als Jungs im Garten zusammen geübt. Dass ich danach trotzdem explodiert bin wie ein Silvesterknaller, klar. Es gibt nichts schöneres als ein Last-Minute-Goal. Und dazu noch ein verdientes. Und ein so schönes. Es kann natürlich auch sehr wehtun (wir erinnern uns – Brasilien gegen Costa Rica …) Aber die Schweden waren nicht wirklich gut, haben viel zu wenig für das Spiel getan und – sehr clever – Zeit verzögert. Alles im Rahmen des Erlaubten, nur belohnt werden muss es nicht auch noch.

Anbiederung

Nun musste ich es in einer Wiederholung am Abend doch sehen. Müller-Hohenstein fragt, erfolglos einen schelmischen Tonfall anschlagend, ob Jogi ihr etwas zur Aufstellung im Spiel gegen Schweden sagen kann. Jogi nimmt – genauso erfolglos – den schelmischen Tonfall auf und meint, ja, schon, er könne mit Sicherheit sagen, dass Manuel Neuer spielen wird. Müller-Hohensteins nun folgendes wieherndes Gegacker wird mich noch auf dem Totenbett verfolgen. Fast unter geht ihr „touché“ mit neckischem Zeigefinger gen Jogi, als habe er gerade den absolut weltbesten Konter aller Zeiten gefahren. Als könne man auf ihre hochgeniale Frage kaum besser antworten als mit dieser so völlig nicht absehbaren Replik. Es ist eindeutig, spätestens jetzt will sie ein Kind von ihm. Bevor ich kotzen konnte, schiebt der noch ein breites Grinsen hinterher und lacht kehlig. „Ja,“ scheint er sagen zu wollen, „liebe Katrin, du bist mir, Jogi „Schlagfertig“ Löw, einfach nicht gewachsen. Wenn du ein Kind von mir willst, gern, aber das machen wir doch nicht vor den Kameras, oder?“ Bei dieser Form der Anbiederung war ich vor vier Jahren schon mehrfach kurz vor dem Kollaps, aber gestern war mir irgendwie noch übler als sonst. Erst fragt die dumme Pute ihn, ob er denn ans Ausscheiden denkt und fühlt sich für die Frage wohl wie die Speerspitze des investigativen Journalismus, und dann kriecht sie ihm dermaßen uncharmant in den Allerwertesten, dass die Frage nach seinem Ausscheiden auf einmal eine ganz unschöne Note bekommt. Zusammen mit den permanent wiederholten bewegten Bildern vom Bundestrainer bei seiner x-beinigen Joggingeinheit an der Promenade von Sotschi dürfte diese Berichterstattung einen Fixplatz im Lehrbuch für Journalismus, wie er nicht sein soll, erhalten. Beziehungsweise für Journalismus, der keiner ist. Brauch ich echt nicht.