Textilien, Teil 1

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Den Reißtest haben die Trikots der Schweizer, Verzeihung, Schweizländer sollte man im Rahmen dieser EM-Berichterstattung besser sagen, nicht bestanden. Das ist offenkundig und peinlich für den Sponsor. Das führt uns zur nächsten Betrachtung, nämlich der der Experten und Moderatoren. Der Herr links dürfte sich mal die Hosen kürzen und der Herr rechts sollte dringend eine Stilberatung in Sachen Farbkombination und Sakkositz aufsuchen. Für den Rest der textilfreien Körperflächen können sie ja nix oder wenig, da machen im Vergleich die unfreiwillig blitzenden Schweizer Bodies mehr her. Teil 2 der textilen Betrachtungen wird sich Strickschühchen und Overknees widmen und folgt nach tiefergehender Recherche.

Textilien

 

 

Wer ist die Schönste?

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Ich versteh‘ das gar nicht. Globo, der brasilianische TV-Sender (der mit den Telenovelas) sucht die hübscheste ausländische Fußballreporterin der WM und Katrin Müller-Hohenstein ist in der Auswahl nicht dabei. Hm. Das ist das eine. Das andere ist, warum wird nicht der hübscheste Reporter gesucht? Nicht ganz klar ist auch in der Auswahl, ob die hübschen Frauen am Mikrofon auch Spiele kommentieren oder, so wie bei uns, nur fürs Damenprogramm zuständig sind. Wie Müller-Hohenstein, die nur die Befindlichkeiten in Campo Bahia beleuchten darf. Die  Wahrheit auf dem Platz nehmen die Männer unter die Lupe. Frauen sind bei uns noch immer nicht wirklich fußballtauglich. Sie dürfen Land und Leute vorstellen oder nach dem Spiel den Fußballprofis ein paar harmlose Fragen stellen. Aber ein Spiel kommentieren? Höchstens im Radio. Dabei sind sie doch so hübsch. Zumindest das haben die Brasis erkannt. Geht wählen, Leute:

http://sportv.globo.com/site/SporTV-na-Copa/enquete/quem-e-mais-bela-reporter-estrangeira-da-copa.html

Schuhe. Schuhe? Schuhe!

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Fliegenstrick am Fuß. Coole Sache. Mit einem echten Fliegenstrick am Fuß fällt das Tore schießen leicht. Und erst die Farben! Wow! Neonorange – das hat sich die Fußballwelt schon immer gewünscht. Man fragt sich, wie ein Mensch mit schwarzem Leder am Fuß jemals das Tor hat treffen können. Jetzt, wo man weiß, dass ein Dribbler anderes Schuhwerk braucht als ein „schneller, dynamischer Spieler“ (hört genau hin, ihr Dribbler!). Das hab’ ich bei Nike gelernt. Die neue Technologie des Nike Mercurial Superfly mit Flyknit Technoloigie ist für die ganz Schnellen, die mit „verbessertem Ballgefühl ihre Aktionen bei hoher Geschwindigkeit“ noch toller ausführen können. Dank der „neuen Dreistich-Webstruktur“ ist jetzt weniger Material zwischen Fuß und Ball. Ich kann mich nur wiederholen: Wow! Wer jemals selbst gestrickt hat, ahnt, wie viele Maschen die Tüftler von Nike haben fallen lassen müssen, um das passende Schuhsöckchen um den Fußballerknöchel zu stricken. Dem Dribbler und Spielmacher empfiehlt Nike das Modell Magista, ebenfalls mit angestricktem Socken und einer „rotierenden Traktion durch die Anordnung der Stollen im Nike Pebax Nylon Sohlensystem“. So ein Schuh muss einfach neonorange sein und wer damit keine Tore schießt, ist selbst schuld. Dagegen sehen die „Puma Tricks“ in hellblau/rosa Paarung nahezu dämlich aus. Noch schlimmer, wenn der Torwart sie mit den passenden Gegenstücken an den Händen kombiniert (Neuer war’s neulich, beim Freundschaftsspiel, oder?). Schließlich handelt es sich hier nur um modische Ferz, wie der Frankfurter sagt. Gestern war übrigens bei vielen Spielern der Adidas Battle Pack angesagt – der mit den bunten Flecken drauf (verschiedene Varianten je nach Spielertyp, versteht sich) – der Name ist Programm, wie man dem „körperbetonten“ Spiel ansehen konnte. Dagegen ist mir die Strickversion „Samba Primeknit“ von Adidas noch nicht auf dem Spielfeld aufgefallen – das ist Maschenware total ums sensible Kickerfüßchen – oder, wie der Hersteller sagt, ein „Fußballschuh-Socken-Hybrid“. Welchen Schuh trug eigentlich Robben, als er am Spielfeldrand stundenlang an seinem Schleifchen nestelte? Vielleicht sollten die Hersteller berücksichtigen, dass sie es mit der Generation Klettverschluss zu tun haben. Zu guter Letzt bleibt nur noch die Frage offen, wie bei so viel Hightech-Ausstattung ein Spiel wie Brasilien gegen Mexiko torlos ausgehen konnte.

Stricken

Katrin

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Katrin Müller-Hohenstein trägt Zopf. Gestern noch als Farah Fawcett, ist der Look heute doch eher enttäuschend. Vielleicht ging es ihr aber heute morgen im Bad wie mir damals in Brasilien, als ich gerade den Föhn in die Hand nehmen wollte und dabei beinahe eine Kakerlake gestreichelt hätte. Die saß ganz gemütlich auf dem Griff und räkelte genüsslich die Fühler. Da verzichtet man gerne mal auf aufwendiges Styling.

Happy?

Testspiel Chile : Deutschland. Weiß jemand, warum am Ende des Spiels im Stadion „Happy“ gespielt wird? Das ist ja Ironie pur, so als Hintergrundklangteppich für die Spielerinterviews. Chile ist bestimmt nicht happy mit dem Ergebnis und die Deutschen sind es nicht nicht mit dem Spiel. Hoffen wir mal auf ein Happyend in Brasilien!

[avatar user=“Wahnsinn“ size=“thumbnail“ align=“left“]Was ist eigentlich mit manchen Fans los? Der Eintracht-Fanclub Nidderau zum Beispiel: da ruft ne Kollegin an und fragt, ob sie das Licht der Öffentlichkeit sehen wollen in Form eines Interviews. Dienst an der eigenen Sache, der Mannschaft, und dem Rest der Welt! Eine Frau – au Weia! – ist an der Strippe und meint völlig verschlafen, das bekämen Sie aber nicht hin, bis Sonntag jemanden aus dem Fanclub zu finden, der was sagen möchte. Ja, Herrschaftszeiten, seid ihr noch ganz Knusper? Wo ist da die Begeisterung, der Eifer, der Wille zum Sieg!? Und dann noch ne Frau, die ein solches Interview vereitelt!! Seien wir ehrlich, wie peinlich ist es schon allein, wenn unser Geschlecht wieder mal scheiße geparkt hat? Und dann das! Ich schäme mich für meine Mitgenossinnen im Fußball, die durch ein solch verschlafenes Verhalten in Mitleidenschaft der Vorurteile gezogen werden. Wahrscheinlich flüstern die vom Fanclub im Stadion, wenn ein Tor fällt, oder machen La Ola nur auf dem Klo. Neue Frauen braucht das Land!

[avatar user=“Wahnsinn“ size=“thumbnail“ align=“left“]Gestern haben unsere Jungs ja in grün gespielt. England hatte fast im Umkehrschluss zu unserem vormaligen WM-Trikot ein sehr schnörkelarmes Weiß mit dunkelblau getragen. Und jetzt das: das neue deutsche WM-Trikot ziert in Schlüsselbeinhöhe ein breiter Brustring leicht V-förmig in verschiedenen Rot-Tönen. Das hat sofort den italienischen Design-Professor Paolo Tumminelli auf den Plan gerufen, der am Montag in der Zeitung Welt Kompakt über die unruhigen graphischen Linien beim deutschen Trikot philosophiert. Sein Fazit: „Deutschland ist und bleibt quadratisch, praktisch, gut.“ Und seine Kritik lautet da harsch:“Das neue WM-Outfit verkommt zum reinen demonstrativen Dekor. Deutschland steht dagegen für Geradlinigkeit, Disziplin und Zurückhaltung.“ Tja, hier fragt sich der geneigte Leser, ist Herr Tumminelli schlicht sauer, dass er nicht das neue deutsche WM-Trikot kreieren durfte? Oder unterschätzt er die deutsche Nationalseele? Die jungen deutschen Fußballnachwuchskräfte haben gezeigt, dass sich Deutschland auch in der B-Note sehen lassen kann. Und bereits 1994 gab es ja das bunte Trikot mit Rauten-Design. Für Herrn Tumminelli allein wegen der damals erst kürzlich erfolgten Wiedervereinigung erlaubter Deko-Pomp der freudetrunkenen Republik. Aber: Deutschland ist in seinem Land ebenso wie beim Fußball schon lange bunt, fröhlich und ausgelassen . Menschen unzähliger Nationen leben gerne und auch durchaus freiwillig in Deutschland. Und beim Fußball? Längst schmettert nicht jeder in der Nationalmannschaft die Hymne vor dem Spiel, um dann trotzdenm astreinen Fußball zu spielen und alles zu geben. Der bunte Hintergrund ist also nicht nur auf dem Trikot zu finden. Und dass seit dem Fußballmärchen 2006 Nationalstolz mit wippenden Hüften einher gehen kann und dabei In- und Ausländer aller couleur miteinander feiern,  dass sollte auch in Italien inzwischen bekannt sein. Blicken wir also nochmal auf das neue deutsche WM-Trikot: Es ist weniger Gold und mehr Rot drin. Also: nach der Farbpsychologie mehr Feuer und weniger Staatstragendes. Die leichte V-Form ist zwar graphisch unruhig, doch wenn die Mannschaft am Anfang des Spiels in Reih und Glied steht, ist ein verbindendes Band, ja geradezu völkerverbindend, deutlich zu erkennen. Und es gibt noch die Ähnlichkeit zu alten Trikots, so dass  trotz neuem Design kein Zweifel aufkommen kann: hier spielt Deutschland. Und das macht einfach Spaß!

Es is´ einfach gut, das Ernährungsbuch von Nationalteam-Koch Holger Stromberg!

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Aus einre Gastronomenfamilie stammt Holger Stromberg ab und es war sicher nicht seine Idee, dass unsere Jungs für einen süßen, energiereichen Schokoladenaufstrich geworben haben. Nein, seine Küche geht ganz andere Wege, denn sein Kredo ist: frische Zutaten, einfache Rezepte und saisonale Produkte verwenden. Denn selbst Bio sei nachgewiesener Maßen nicht gesünder oder hochwertiger als Produkte, die von der regionalen Landwirtschaft hergestellt würden. Bevor er also in die Rezepte einsteigt, gibt’s erstmal gut 50 Seiten zu gesunder Ernährung, zu Gewürzen, zur Küchenausstattung, also so ganz praktisch Richtung „Man nehme einen sauberen Topf“ Nicht schlecht, wenn ein Meisterkoch ganz pragmatische Tipps gibt, was man braucht und warum und was eben nicht. Die Rezepte sind gut überschaubar und leicht nach zu vollziehen. Zu jedem Rezept gibt’s ein Bild. Zugegeben, Rezepte wie zum Beispiel Spiegelei mit Curry und Wurzelgemüse sind natürlich nicht das, was jeder so gleich als Kreativküche vermuten würde. Aber als Profikoch ist das Tellergericht preisverdächtig schön angerichtet auf dem Foto. Und es sind unterm Strich diese ganz einfachen Zutaten, die bestechen! Wurzelgemüse, Ei, Currypulver und schwarzer Pfeffer. Kaum zu glauben, dass so coole Jungs wie unsere Nationalspieler richtig ins Schwärmen kommen, wenn sie über Holger Strombergs Küche sprechen. Diese Zitate, ebenso wie Anmerkungen des Kochs, die immer wieder den Fokus des einen oder anderen Rezepts auf die Philosphie und Ernährungsinformationen dahinter richten, machen das Buch zu einer unterhaltsamen Lektüre. Auch ohne, dass man gleich in die Küche rennen muss zum Nachkochen. Für Fußballfans sei noch gesagt, dass Cotrainer Hansi Flick das Vorwort geschrieben hat und auch der große Meister der Kicker selbst, Nationaltrainer Jogi Löw, zu Wort kommt. Wer, wenn nicht er, wüsste um die wichtige Funktion eines guten „Treibstoffs“ für seine Kicker. So steht sein Kommentar auch unter der Überschrift: „Ein Formel-1-Wagen fährt nicht mit Diesel…“ Eine ganze Seite ist dem Kommentar des Nationalcoaches gewidmet.

Schön an diesem Kochbuch ist, dass die Wertigkeit von den Rezepten und der dahinter steckenden Idee bunt gewürfelt daher kommt. Da gibt´s zum Beispiel seitenweise Infos über Kräuter, garniert mit Rezepten wie Gegrillte Radicicchio Trevisano oder Pastinakensuppe. Hier hat ein Meister ganz bodenständige Wurzeln mit viel Kreativität kombiniert. Ein richtig schönes Kochbuch mit dem gewissen Etwas. Wenn demnächst wieder ein Tor für Deutschland fällt, wissen wir alle, wer mit dafür verantwortlich ist.

Holger Strombergs Buch „Iss einfach gut“ ist im systemed Verlag erschienen und kostet 18,99 €

Buchtipp: „Der 12. Mann ist eine Frau“ von Wiebke Porombka

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Für alle Frauen, die sich schon vor dem Hype um die WM 2006 in Deutschland für Fußball interessiert haben, hat Wiebke Porombka, Jahrgang 77, ein kurzweiliges und sehr unterhaltsames Buch geschrieben. Es geht ihr wie uns Macherinnen dieser Seite: Sportstudio gucken war unter Männreherrschaft nicht immer leicht. Quatschte sie blöd, setztes es was vom größeren Bruder. Umso mehr weiß sie als Frau und Werder Bremen Fan später dann, nach harter Schule, in Klamottenfragen sehr stilsicher aufzutreten. Dabei betont sie als erstes, das Fußball nicht Fastnacht ist. Deshalb lehnt sie jede Form blödelnder Kopfbedeckungen oder affiger Gadgets kategorisch ab. Dagegen hat sie, sophisticated wie sie ist, zwar den obligatorischen grün-weißen Werderschal im Stadion immer an, einmal als Accessoire, dann auch zum Wedeln, Schleudern etc., je nach Spielstand. Aber die nicht in Werderfarbene grüne Lederjacke, die sie auch so mag, wird trotzdem zum Spiel angezogen. Denn Fan sein heißt, die Sympathie zur Mannschaft  in den Sachen zu zeigen, in denen Fan sich sowieso wohl fühlt und mag, meint sie. Auch gibt sie total undogmatisch und nicht wirklich politisch korrekt zu, dass sie es zwar mit dem Frauenfußball probiert hat, als Fan. Aber da ein Stadion mit nur 2.000 Besuchern einfach nicht das Hämmern im Bauch und Solarplexus auslöst, das ein Antreiber mit Trommel bei vollem Stadion schafft (in der Regel findet das bei Spielen mit männlichen Kickern statt), hat sies schnell aufgesteckt. Sie findet aber auch, dass es blöd ist, wenn Männer mit lauen Argumenten für den Frauenfußball sprechen, nur um  Emanzipationspunkte zu sammeln. Ebenso wenig mag sie aber Weibchengetue beim gemeinsamen Fußballgucken z.B. in der Kneipe, wenn sich Frauen absichtlich doof stellen, nur um ein Clichee zu bedienen.  Ja, solch erniedrigenden Momente gibt es im Leben einer Frau! Dann lieber zugeben, dass Fußball nicht interessiert und solche Fan-Locations meiden –  die die Autorin übrigens eh nicht mag, gerade weil es oft zum Fremdschämen kommt, wegen peinlicher Kommentare der MitzuschauerInnen. Kurzum: Wiebke Porombkas Buch ist ein echtes Muss für jeden „Frauen“ Bücheschrank, wenn „sie“ sich wirklich für Fußball interessiert, und das funktioniert auch, wenn „sie“ nicht jeden Fachbegriff versteht. Denn es geht hier nicht nur um Fußball, sondern um das Ausleben einer Überzeugung, in diesem Fall in grün-weiß! Ich jedenfalls fühle mich sehr gut aufgehoben mit diesem Buch, habs mit viel Gelächter und Schmunzeln gelesen und finde es, was die Schnittmenge Fan anbetrifft, auch für Männer sehr geeignet. „Der zwölfte Mann ist eine Frau“  ist im Berlin-Verlag erschienen, ist ein Paperback, dass sich in null komma nix liest und nur 14.99 Euro kostet!