Das mit dem Denken nach einem solchen Abend ist so eine Sache. Fußballfreund Richard schüttelt wahrscheinlich immer noch langsam die Locken und murmelt etwas von „historisch“ und „das werdet ihr noch euren Enkeln erzählen.“ Da wird er wohl recht behalten. Ich konnte kaum Wiederholung von Livebild unterscheiden und musste zwischendurch noch auf Verlangen die Achtjährige kneifen, ob sie schon schläft, während der Fünfjährige wie ein Flummi durchs Wohnzimmer dotzte.

Aber was war da eigentlich passiert? Definitiv war das kein Problem des brasilianischen Angriffs, auch wenn da nur ein Törchen zu Buche steht. Neymar hin oder her, ein paar Angreifer haben die Brasilianer ja trotzdem. Erschreckend war die brasilianische Verteidigung, die durch Thiagos Abwesenheit natürlich wesentlich geschwächt ins Spiel gingen, aber sie hatte noch ein viel größeres Problem: Die Angst vorm Verlieren. Stümperhafte Fehler, Ballverluste en masse knapp vor dem Sechzehner, den Brasilianern stand die Panik quasi ins Gesicht geschrieben. Vor lauter „ohgottohgott, was ist, wenn wir das Ding hier verlieren“ vergaßen sie komplett, dass es beim Fußball darum geht, sich den Ball zu schnappen und ins gegnerische Tor zu befördern. Kroos sagte es nach dem Spiel, sie wirkten von Anfang an verunsichert (schon wie sie sich bei der Nationalhymne an Neymars Trikot klammerten hatte etwas zittriges) und da dachten sich die Deutschen wohl, nutzen wir das mal aus. Und sie gingen auch nach dem 5:0 nicht gnadenlos nach vorn – die Brasilianer luden sie einfach dazu ein, noch eins und noch eins zu machen.

Historisch indeed. Den Kollateralschaden – abgedotzter Schneidezahn nach schlecht gezieltem Bierflaschenansatz – lasse ich heute noch richten und dann sehen wir uns Sonntag wieder!

Ein Gedanke auf \"Kaninchen vor der Schlange\"

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