Rooney schwankte im wahrsten Wortsinn. Sollte er nicht einen im Pausentee gehabt haben, sah man hier Panik in ihrer Urform. Da müssen die Isländer ihren Uh!-Haka nicht mal vor dem Spiel machen, es reichte ihr starrer, vollfokussierter Blick im Spielertunnel. Ähnlich wie der 2014er Gastgeber vor dem Brasixit dachten die Isolationisten von der Insel anscheinend nur daran, wie peinlich es wohl würde, wenn sie verlieren. Hätte nur noch gefehlt, dass sie bei der Nationalhymne ein Trikot von irgend einem in den zitternden Händen gehalten hätten, der nicht mehr im Turnier mitspielen konnte. Vielleicht das von David Cameron?

Apropos peinlich – gegen einen so solide spielenden Gegner zu verlieren ist keinesfalls peinlich. Wie so oft wird hier etwas verwechselt. Peinlich wäre er gewesen, wenn die Isländer schlecht gespielt hätten. Oder gar nicht. Doch mitnichten. Die anderen Insulaner haben wie schon im ganzen Turnierverlauf ihre – begrenzten – Mittel hervorragend eingesetzt. Sogar die Fouls waren eines wie das andere kalkuliert; nicht einer von dem gut einem halben Dutzend gelb-vorbelasteten Spielern muss im Viertelfinale aussitzen. Island hat frech die englischen Schwachstellen ausgenutzt, und die waren, bevor die Mannschaft in kollektive Schockstarre auf dem Platz verfiel, zunächst ganz eindeutig auf der Bank zu finden. Ist da keinem dieser Einwurf Einwurfsson aufgefallen? Das erste Thor, pardon, Tor, war zudem eine astreine Kopie des Tors gegen Österreich – frech von den Isländern, dämlich von den Engländern, dass sie mit so etwas nicht gerechnet haben. Und wie kann man einen sichtlich verunsicherten Rooney auf dem Platz lassen, von dem spätestens in der zweiten Halbzeit nichts mehr zu erwarten war? Oder einen Sturridge, der zum Ende hin nur noch genervt war von der isländischen Taktik, die Bälle über die Mittellinie zu knallen, egal, ob da noch einer von der eigenen Mannschaft steht. Da muss man einen bringen, der noch Lust hat zu rennen. So wie jeder einzige von den Isländern, die offensichtlich die beste Kondition aller Mannschaften im Turnier haben.