Nun musste ich es in einer Wiederholung am Abend doch sehen. Müller-Hohenstein fragt, erfolglos einen schelmischen Tonfall anschlagend, ob Jogi ihr etwas zur Aufstellung im Spiel gegen Schweden sagen kann. Jogi nimmt – genauso erfolglos – den schelmischen Tonfall auf und meint, ja, schon, er könne mit Sicherheit sagen, dass Manuel Neuer spielen wird. Müller-Hohensteins nun folgendes wieherndes Gegacker wird mich noch auf dem Totenbett verfolgen. Fast unter geht ihr „touché“ mit neckischem Zeigefinger gen Jogi, als habe er gerade den absolut weltbesten Konter aller Zeiten gefahren. Als könne man auf ihre hochgeniale Frage kaum besser antworten als mit dieser so völlig nicht absehbaren Replik. Es ist eindeutig, spätestens jetzt will sie ein Kind von ihm. Bevor ich kotzen konnte, schiebt der noch ein breites Grinsen hinterher und lacht kehlig. „Ja,“ scheint er sagen zu wollen, „liebe Katrin, du bist mir, Jogi „Schlagfertig“ Löw, einfach nicht gewachsen. Wenn du ein Kind von mir willst, gern, aber das machen wir doch nicht vor den Kameras, oder?“ Bei dieser Form der Anbiederung war ich vor vier Jahren schon mehrfach kurz vor dem Kollaps, aber gestern war mir irgendwie noch übler als sonst. Erst fragt die dumme Pute ihn, ob er denn ans Ausscheiden denkt und fühlt sich für die Frage wohl wie die Speerspitze des investigativen Journalismus, und dann kriecht sie ihm dermaßen uncharmant in den Allerwertesten, dass die Frage nach seinem Ausscheiden auf einmal eine ganz unschöne Note bekommt. Zusammen mit den permanent wiederholten bewegten Bildern vom Bundestrainer bei seiner x-beinigen Joggingeinheit an der Promenade von Sotschi dürfte diese Berichterstattung einen Fixplatz im Lehrbuch für Journalismus, wie er nicht sein soll, erhalten. Beziehungsweise für Journalismus, der keiner ist. Brauch ich echt nicht.