Na, kaum hab ich den Fernseher zum ersten Mal eingeschaltet, knallt es. Ich kann es eben noch. Uruguay schießt ins Tor, Salah sieht aus, als würde er gleich weinen und Suarez, na ja, der macht alles gleichzeitig. Ein echter Multitasker, so kennen wir ihn. Trifft, wird getroffen, weint, greift sich an sämtliche verfügbaren Körperteile, und versucht seinem Gegenspieler sicherheitshalber noch, in die Weichteile zu packen. Ich habe wohl versehentlich mein Aufnahmen-Archiv angezapft und sehe Bilder von der letzten WM. Halt, kann nichr sein. Seitdem habe ich von Vodafone bereits die fünfte neue Box, die Aufnahmen von letzter Woche sind futsch, natürlich auch die Erinnerungen an die letzte WM (und auch Dinner for One, verdammt).
Vor Beginn der Spiele habe ich mich noch hauptsächlich mit ethischen Fragen beschäftigt. Wie fühlt es sich wohl an, vor der WM aussortiert worden zu sein, und dennoch auf jeder Coladose aufzutauchen? Und dann auch noch dieser TV-Spot, in dem Jogi dir väterlich das Köpfchen tätschelt und was von Kommunkation faselt. Dabei hat er dir gerade gestern kommuniziert, dass er dich in Russland nicht brauchen wird. Nächstes Mal bestimmt, Talent und so, aber diesmal eben nicht. Ich würde jedes Mal Amok laufen. Auch Götze – der wohl freiwillig beziehungsweise unfreiwillig tragisch – beteiligt sich an dieser neuen Disziplin, den Post-Nachhausegeschicktwordensein-Public Relations.
Aber das ist jetzt vorbei. Stand jetzt habe ich Feierabend und kann mich dem absoluten Höhepunkt des heutigen Tages zuwenden. Marokko-Iran, für solche Spiele gibt es Weltmeisterschaften. Wen interessiert bitteschön so was wie Portugal-Spanien? Da spielen doch alle 22 auf dem Platz eigentlich sowieso für ein bis zwei Vereine und teilen sich die Auffahrt in die Luxusvilla und wahrscheinlich auch die Babysitter. Lang-wei-lig. Marokko-Iran, wartet auf mich!